Was wurde eigentlich aus unserer Blühflächen-Ansaat?

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Im Rahmen des Schwalbenprojektes haben wir Ende März eine Fläche der Gemeinde neben dem Friedhof angesät, um die Blütenvielfalt zu steigern und Insekten und Vögeln Nahrung zu bieten. Fast schien es, als würde diese Ansaat (mit dem vielversprechenden Namen „Königstetter Blumenwildnis“) komplett misslingen, denn statt der nötigen Frühjahrsniederschläge löste eine Hitze- und Dürreperiode die andere ab. Zunächst schien das nur dem Topinambur nichts auszumachen, dessen Rhizome von früher bereits im Boden gewesen waren, und der den plötzlichen Freiraum zu geradezu enthemmtem Wachstum nutzte. Aber die Natur rechnet nicht in Wochen. Ein paar Regentage zwischendurch genügten, um zunächst eine prachtvolle Kornradenblüte in Gang zu bringen. Und vor kurzem ergab eine genaue Analyse der Fläche ein höchst überraschendes Ergebnis:

57 Pflanzenarten wurden nachgewiesen. Die Samenmischung hat aus 60 Arten bestanden, 40 davon haben sich bis jetzt schon etabliert. Es ist bekannt, dass etliche Samen nicht gleich im ersten Jahr keimen, es ist also noch mit einer weiteren Zunahme zu rechnen. Besonders erfreulich ist, dass sich der größte Teil der zweijährigen Arten, die im ersten Jahr eine Blattrosette bilden und erst im zweiten Jahr blühen, trotz der widrigen Bedingungen üppig entwickelt haben. Nächstes Jahr ist eine tolle Blütenpracht, etwa von Königskerzen oder Natternkopf, zu erwarten.

Die restlichen 17 Arten sind spontan angeflogen oder waren vor der Ansaat bereits im Boden vorhanden, man spricht hier von der sogenannten „Samenbank“, in der Samen über viele Jahre auf ihre Keimungschance warten können. Das Auftreten solcher Arten wird im konventionellen Ackerbau durch das Spritzen von Herbiziden verhindert. Gespritzt haben wir natürlich nicht, aber dadurch hat auch eine sehr unerwünschte Pflanze ihre Chance genutzt, das Traubenkraut, besser bekannt unter dem englischen Namen ragweed. Ein Botaniker mit offenbar sehr subtilem Humor hat ihr einst den lateinischen Namen „Ambrosia“ gegeben. Eine Götterspeise ist sie keineswegs, dafür aber ein Produzent von reichlich hoch allergenen Pollen im Spätsommer, also einer Zeit, in der die geplagten Pollenallergiker eigentlich endlich zur Ruhe kommen sollten. Ragweed wurde aus Amerika eingeschleppt und ist ein „invasiver Neophyt“ (= eine nicht einheimische Pflanze mit großem Ausbreitungspotential). Also haben einige FUER-Mitglieder die Ragweed-Büsche händisch entfernt und fachgerecht am Sammelzentrum entsorgt.